Die Nachbildung des gemauerten Kamins am Museumsvorplatz steht für den in Neutal stark verbreiteten Beruf des Feuerungsmaurers, dessen Bedeutung für den Ort so maßgeblich ist, dass sich ein Kamin auch im Gemeindewappen wiederfindet.
Der Bauarbeiter - ein gefragter Mann
In den sechziger Jahren und Anfang der siebziger Jahre war der Bauarbeiter ein äußerst gefragter Mann – der Beruf verfügte über Ansehen, brachte ein hohes Einkommen, es fehlte an Arbeitskräften um die anstehenden Bauaufträge auszuführen.
Der Einsatz von technischen Hilfsgeräten wurde forciert. Eine Entwicklung setzte eine – die bald zu einem Auf und Ab in der Wirtschaft führen sollte – war vorerst der Arbeiter im Vorteil, kam es bald zu einer Konkurrenz Mensch – Maschine.
Der Glaube an grenzenloses Wachstum und anhaltenden Fortschritt prägte die
Gedankenwelt. Zahlreiche technische Innovationen fanden Eingang im Baubereich.
Die Anforderungen an die Arbeiter wurden höher – Weiterbildung, Spezialisierung waren unumgänglich.
Neutaler Bauarbeiter erobern die Welt
Die Neutaler Bauarbeiter waren in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zuerst als Hilfsarbeiter beschäftigt. Bald aber waren sie als „gelernte“ Maurer tätig. Sie haben sowohl zu den Ringstraßenbauten ihren Beitrag geleistet, als auch später die Bauten des „Roten Wien“ errichtet. Im Zweiten Weltkrieg arbeiteten sie auf kriegswichtigen Baustellen, z. B. für die Reichswerke Hermann Göring oder den U-Boot-Hafen in Kiel. Später waren sie beim U-Bahn-Bau in Wien im Einsatz.
Arbeitszeit
Der Arbeiter kann nicht isoliert betrachtet werden – er arbeitet für seinen Arbeitgeber, dieser hat einen Auftraggeber, es leben die Familien aller vom jeweiligen Einkommen, Arbeitszeit ist geregelt und hat auch ein Ende – dann beginnt die Freizeit: das Leben in der Familie, im dörflichen Verband, das Leben fern von der Familie in fremden Ländern.
Ein wichtiges Dokument war über Jahrzehnte das Urlaubsbuch – hier wurden Marken geklebt und nach einem genau geregelten System wurde der Urlaub eines jeden Einzelnen berechnet.
Bild über Verkehr
Der burgenländische Bauarbeiter wird gedanklich immer in Verbindung gebracht mit dem Begriffen „Wanderarbeiter, Pendler“ – sein Arbeitsplatz war meist von seinem Heimatort entfernt – Tages-, Wochen-, ja Monatspendeln war üblich.
Die Frau am Bau
Eine Tatsache, die das Leben in burgenländischen Gemeinden geprägt hat – die Frau als Alleinerzieherin und oft Bewirtschafterin einer kleinen Landwirtschaft oder als Fabriksarbeiterin, der Mann, der oft tage- und wochenlang weg war – es entwickelte sich eine Frauen- und eine Männergesellschaft mit unterschiedlichen Interessen und auch vielen Konfliktpotentialen.
Frauen waren aber auch selbst am Bau tätig – um die Jahrhundertwende gab es in Wien mehr weibliches Hilfspersonal am Bau als männliches. Burgenländische Frauen arbeiteten als „Mörtelweiber“ um selbständig zu sein, beziehungsweise um das gemeinsame Haushaltsbudget aufzubessern.